„www.“ – ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert

Nein, mit „www.“ ist nicht das Internet im Ganzen gemeint, sondern lediglich die Subdomain „www.“, die immer noch von vielen Websites vor die Hauptdomain angefügt wird. Und das obwohl sie schon lange überflüssig geworden ist. Schon lange können so gut wie alle Domains ganz ohne „www.“ aufgerufen werden – zur Freude des Nutzers, denn so lassen sich Websites viel schneller eintippen. Auch meine Websites (http://bengine.de, http://web-union.de und http://league4u.de) kommen schon seit etlichen Jahren ohne das lästige „www.“ aus. Der Besucher wird bei Eingabe von „www.“ sogar still auf die Hauptdomain weitergeleitet. Dennoch setzt der Großteil des Webs immer noch auf „www.“ Aber warum? Genau darum geht es in dem folgenden Artikel.

Zu Beginn des Internets wurde über Subdomain angezeigt welchen Dienst man auf einem Server ansprechen möchte. So wurde beispielsweise ftp.bengine.de verwendet um den FTP-Dienst zu erreichen, oder mail.bengine.de um dem Mail-Server anzusprechen oder www.bengine.de für den Webserver. Klingt im ersten Moment sinnvoll ist aber eigentlich falsch, denn jeder Dienst verwendet einen eigenen Port, die verwendete Subdomain ist dabei völlig egal. Port 21 ist z.B. für den FTP-Server reserviert und Port 80 für den Webserver (HTTP). Das Weglassen des www.´s mag für die „alten Hasen“ des Internets daher etwas ungewöhnlich sein, aber betrachtet man die Vor- und Nachteile, dann kommt man schnell zu dem Entschluss, dass dieses Relikt aus der grauen Vorzeit des Internets in Zukunft immer mehr an Bedeutung verlieren wird.

Genau deshalb verzichten auch immer mehr Websites auf das „www.“ in ihrer Domain. Zu den prominentesten Vertretern gesellen sich unter anderem http://twitter.com, http://wordpress.com und http://pinterest.com. Und das zu Recht: In Zeiten wo sich der Touchscreen immer größerer Beliebtheit erfreut, sind Nutzer immer weniger bereit lange Begriffe in die Adressleiste ihres Browsers einzutippen um an die gewünschten Informationen zu gelangen oder einen bestimmten Service zu nutzen.
Auch moderne Browser unterstützen immer mehr bei der Eingabe einer Internet-Adresse. In Googles Browser Chrome reicht das Eintippen eines einzigen „f“s um Facebook vorgeschlagen zu bekommen. Das Eintippen einer ganzen Adresse wird damit mehr und mehr überflüssig. Kaum jemand achtet noch auf das was eigentlich in der Adressleiste steht, denn viele Nutzer erreichen ihr Ziel entweder über eine Suchmaschine, oder verwenden die Vorschläge ihres Browsers – „www.“ interessiert hier nicht mehr.
Dazu kommt die Tatsache, dass durch das weglassen der www.-Subdoman einiges an Traffic eingespart werden kann. Vier Zeichen klingen im ersten Moment trivial, aber bedenkt man, dass bei jedem HTTP-Request mindestens 4 Zeichen eingespart werden können, kommt da schnell einiges an überflüssigen Traffic zusammen.
Blickt man in den Marketingbereich, stellt man fest, dass in Print- und TV-Werbung immer häufiger die kürze Hauptdomain angepriesen wird (Beispiel: RTL.de statt www.rtl.de). Ein deutliches Zeichen dafür, dass inzwischen jeder auch ohne „www.“ eine Internetadresse als solche erkennt.

Das klingt natürlich alles einleuchtend, aber warum stellen die große Internet-Anbieter wie Google, Facebook und Co. ihre Domain dann nicht einfach um?
Besonders große Internet-Auftritte wie beispielsweise Facebook haben Unmengen an internen und externen Verweisen auf die alte www.-Domain. Ein Umstellung wäre nicht nur ein riesiger Aufwand, sondern hätte auch noch Folgen auf den Traffic auf die Website. Immerhin müssten dann alle Requests auf die www.-Domain weitergeleitet werden auf die Hauptdomain. Durch die Weiterleitungen würde man mehr Traffic produzieren, als das man ihn durch die neue Domain einsparen würde. Der Kosten-Nutzen-Faktor ist also zu gering, als dass es sich für die Internet-Riesen lohnen würde.

Tatsache ist jedoch, dass immer noch viele Nutzer nicht wissen, dass es auch ohne „www.“ geht. Daher ist es das Beste den Nutzer zu „erziehen“ und alle Aufrufe von „www.“ auf die Hauptdomain weiterzuleiten. Einen technischen Nachteil gibt es dabei nicht. Nur so wird auch der letzte erfahren, dass man auch ohne „www.“ durch das Netz surfen kann. Und dann wird auch dieses Relikt wie viele andere zuvor (Internet Explorer 6, HTML 4) schnell vergessen sein.

Wer jetzt prüfen möchte ob seine Website für das Web ohne „www.“ bereit ist, der kann unter http://no-www.org seine Domain testen lassen. Ich hoffe ihr wurdet in Class B eingeordnet 😉

Kategorie: Server

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